EHC Eisbären Management GmbH Berlin, den 13. März 2021
z.Hd. Peter John Lee
Thomas Bothstede
Mercedes-Platz 2
10243 Berlin
Betreff: Offener Brief
Sehr geehrte Damen und Herren der Geschäftsstelle der Eisbären,
es ist schön zu sehen, wenn auch nur im Fernsehen, dass Ihr uns vermisst. Ehrlich gesagt, uns geht es genauso. Keine noch so bunte/magentafarbene Fernsehübertragung kann das Liveerlebnis von Spielen unseres Teams ersetzen. Keine Videokonferenz, kein Facebook-, WhatsApp- oder sonst irgendein Chat kann das Gefühl des Beisammenseins vor, während und nach dem Spiel auch nur annähernd erreichen. Wir wissen, dass ein Großteil von uns, aber auch Ihr, sozial und finanziell schwer von den Lockdown-Beschränkungen getroffen wurden. Wir wissen, dass die Pandemie uns allen sehr viel abverlangt. Wir wissen auch, dass so eine Situation, manchmal ein Handeln erfordert, das man sonst nicht an den Tag gelegt hätte und darüber sollten wir reden.
Es ist für uns schwer nachzuvollziehen, dass gerade die, die es am schwersten trifft und die aus Gründen, die nur die Betroffenen etwas angehen, ihr Geld zurück brauchen, von Euch erst erpresst und dann bestraft werden. Ja wir meinen die, die Euch das Geld für ihre Dauerkarte 2020/21 anvertraut haben und es nun komplett zurückhaben wollen. Glaubt uns, wenn jemand diesen Schritt geht, ist ihm/ihr diese Entscheidung nicht leichtgefallen. Erst recht, wenn Ihr diejenigen auch noch unter Druck setzt. Nichts anderes ist es ja, wenn Ihr sie auffordert zu wählen, entweder nach wie vor eine Dauerkarte mit inkludierten Play-offs zu besitzen, oder auf die Rückzahlung des Geldes, für das keinerlei Leistung erbracht wurde, zu verzichten und Euch als Darlehen zur Verfügung zu stellen. Wir denken, dass diejenigen, die es sich leisten können, Euch das Geld zu stunden, dies auch gemacht haben. Diejenigen wenigen Betroffenen, die das Geld derzeit nötiger für ihren Lebensunterhalt brauchen, jetzt noch mit Play-off-Entzug zu bestrafen, ist schlichtweg unsozial. Da hilft auch die Fünfjahres-Besitz-Einschränkung nicht, die reduziert den Kreis der Betroffenen wahrscheinlich erheblich, sorgt aber bei denen, die es dann doch noch trifft umso mehr für Frust und Unverständnis. Glaubt uns, die Betroffenen verzichten nicht aus einer Laune heraus auf die inkludierten Play-offs, sondern sie befinden sich in einer finanziellen Notlage. Diesen Fakt noch einmal zu überdenken, wäre unser Anliegen Nummer eins.
Genau, wo es ein Anliegen Nummer eins gibt, folgt auch noch ein zweites. Auch das hat etwas mit den Dauerkarten zu tun. Eigentlich hatten wir gedacht, dass wir uns mit Thomas (Bothstede) auf einem Fanstammtisch geeinigt hatten, dass im Vorfeld von Veränderungen bezüglich der Dauerkarten im großen Rahmen (Fanstammtisch) darüber geredet wird, egal ob es nun die Preise oder die inkludierten Play-offs angeht. Leider wollt Ihr Letzteres für Neukunden abschaffen. Warum? Für uns ist dieser Punkt nicht abgehakt, wenn Ihr den Fanmittlern erklärt, dass dies ab jetzt Fakt ist. Ja wir können es verstehen, dass es derzeit schwierig ist, einen Fanstammtisch einzuberufen, um uns Eure Vorschläge zu präsentieren. Es aber erst gar nicht zu probieren, seid nicht sauer, da fühlen wir uns übergangen und verarscht. Wir hätten da schon was hinbekommen, haben wir ja auch, wie Ihr an diesem Brief bemerkt. Der Rückfall in alte Zeiten mit dem „Friss-oder-stirb-Schema“ ärgert uns gewaltig. Wir könnten jetzt hier ausführen, dass schon damals kaum ein Fan die Dauerkarte „light“ wollte, die ebenfalls nur für die Hauptrunde zählte, wir könnten ausführen, dass für jeden Fan die Play-offs das Salz in der Dauerkartensuppe sind, aber, das wisst Ihr ja selbst, denn wir glauben, Ihr wollt und müsst einfach mehr Geld eintreiben. Wie gesagt, wir haben Verständnis, dass Ihr pekuniär in einer schwierigen Lage steckt, aber deswegen, der nachwachsenden Generation das Salz in Suppe streichen, Pfui Teufel! Es finden sich garantiert andere Wege, die finanzielle Schieflage wieder geradezurücken. Lasst uns darüber auch noch einmal reden.
Last but not least noch ein paar Sachen, die uns unter den Fingernägeln brennen. Die Eisbären waren (sind?) ein Klub, der sich durch sein soziales Engagement auszeichnete. Darauf könnt Ihr stolz sein und wir sind es auch! Großartig war, dass sogar unter Pandemiebedingungen, alles daran gesetzt wurde, auch in diesem Jahr, das Leid der Bedürftigsten über die Kältehilfebus-Aktion wenigstens etwas zu lindern. Super war auch der Ansatz, im letzten Heimspiel vor voller Kulisse, an den internationalen Frauentag zu erinnern, indem jedem weiblichen Gast eine Rose überreicht wurde. Allerdings glich die Ausführung eher einer PR-Aktion eines Sponsors als einer von Herzen kommenden Angelegenheit. Insgesamt beschleicht uns die Ahnung, dass mit dem Abgang Daniel Goldsteins als Pressesprecher auch das soziale Gewissen der Eisbären entsorgt wurde. Wir haben leider keinen Protest gehört, als unser Frauen-Bundesliga-Team als einziges der Liga keine Heimspiele austragen durfte. Wir haben (bisher?) nichts gehört, wie es mit der Aktion Schule ohne Rassismus weitergeht. Ihr als Eisbären seid Paten mehrerer Schulen, wie soll Euer/unser zukünftiges Engagement aussehen? Geht es zudem weiter mit der Kooperation, und wenn ja wie, mit dem LSVD zum Lesbisch-Schwulen-Stadtfest und den „Respect-Gaymes“? Braucht es wieder erst eine Erinnerung, dass man „Pink in the rink“ nicht unbedingt im Oktober veranstalten muss? Warum gibt es immer noch keinen neuen Schirmherren(spieler) für diese Aktion? Wie wollt Ihr die Identifikation der Spieler mit dem Club, dem Standort Berlin, der Geschichte der Stadt und der Fans stärken? Es gibt also noch einige Fragen, wir denken, jetzt ist Handeln erforderlich und wir erwarten einen spannenden und ausführlichen Dialog mit Euch.
Eure Eisbärenfans
unterzeichnet von Bärenfreunde Bärlin, Black Corner 2007, Block 415, Block 417 & Freunde, Bowlbären, Die Bärentatzen, Der kleine Eisbär, Dynamo Familie Berlin, Eastside Supporters 2016, EHC Berlin Supporters, Eis-Dynamo, eisbaerlin.de, Eisbärliner 2005, Ela on Tour, Fanatics Ost 2002, Fanclub Rhein-Neckar-Odenwald, Fangemeinschaft Gegenkurve, Förderverein Fanbogen, inaktive Fanszene, Reihe 14 Ultras, Roter Stern Eisbären, Schwarze Liste, Sektion 1200, Sport Frei Team Berlin 2011, Szene Ost Rhein Ruhr, Young FOuture 2012
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